Selbstbestimmung und Würde bis zum Schluss

Es wird von Jahr zu Jahr teurer, dauerhaft auf stationäre Pflege angewiesen zu sein: Die Eigenanteile stiegen gerade erst um 211 Euro auf jetzt 2871 Euro.
Die seit 2022 geltenden und erst im Januar erhöhten Leistungszuschläge zu den Pflege- und Ausbildungskosten entlasten vor allem die Menschen, die sehr lange in einer Pflegeeinrichtung wohnen.

Doch neben den Pflegekosten steigen auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie die Anteile an den notwendigen Investitionskosten.

Es ist also nicht verwunderlich, dass der Umzug in die Pflegeeinrichtung von den Betroffenen und deren Familien so weit es eben geht hinausgezögert wird.
Für die Angehörigen bedeutet das einen Balanceakt zwischen eigener Erwerbsarbeit und häuslicher Pflege. Schon jetzt werden mehr als 70% aller Pflegebedürftigen von An- und Zugehörigen versorgt, weniger als die Hälfte davon nehmen professionelle Hilfen in Anspruch, denn auch die sind rar und kostspielig.
Nicht selten bauen gerade Frauen dann Stunden ab oder bleiben gleich zu Hause. Sie fehlen als Fachkräfte dann anderswo und laufen selbst Gefahr im Alter arm zu sein und sich Pflege erst recht nicht leisten zu können.
Für die Pflegeeinrichtungen bedeutet das eine drastische Zunahme multimorbider Bewohner*innen, also einen durchgehend hohen Pflegebedarf. Die Personalgewinnung dafür stellt die Einrichtungen vor riesige Herausforderungen.
Für die Staatsregierung heißt all das lapidar: Ambulant vor stationär und „Vergelt’s Gott“ an die Angehörigen.

Dabei könnte der Freistaat bei den Investitionskostenanteilen für eine deutliche Entlastung sorgen, indem er seinen Anteil an den Investitionskosten merklich steigert.

Oder: Statt Jahr für Jahr mehr als 400 Millionen Euro über das Landespflegegeld mit der Gießkanne zu verteilen, würde ein Pflegewohngeld, wie es in NRW, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern von den Sozialhilfeträgern für finanziell schwache Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner bezahlt wird, deutlich gezielter unterstützen.

Pflege darf nicht am Geldbeutel scheitern! Trotz aller Herausforderungen durch demographische Entwicklung und den Fachkräftemangel in der Pflege darf der menschenwürdige und selbstbestimmte Lebensabend nicht den Wohlhabenden vorbehalten bleiben.

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