Murnau, 19.03.2024:

Wer mit der Werdenfelsbahn pendelt oder einfach öfter mal auf das Auto verzichten will, vermutet schön längst, dass man sich auf die Züge zwischen Mittenwald und München und München von Jahr zu Jahr weniger verlassen kann. Bei Terminen oder Anschlussverbindungen sind die Fahrgäste gut beraten, mindestens eine Verbindung früher zu planen.

Aber lässt sich diese „gefühlte Wahrheit“ auch mit Zahlen belegen? Und wenn ja, wo genau hakt es und wie wirken sich die Unregelmäßigkeiten der Werdenfelsbahn auf die Mobilität im bayerischen Süden aus?

Andreas Krahl, MdL aus Murnau, hat genau das bei der Staatsregierung im Rahmen einer Schriftlichen Anfrage nachgefragt, deren Antwort von Staatsminister Bernreiter jetzt vorliegt.

„Die wichtigste Antwort gleich vorweg: Das Gefühl der Pendler*innen trügt sie nicht. Die Werdenfelsbahn wird tatsächlich unzuverlässiger. Nachdem die Pünktlichkeit zwischen 2019 und 2021 zunächst leicht gestiegen ist, sank der Wert in den letzten beiden Jahren um fast 8%. Die Hauptgründe dafür liegen weder bei Schneefällen oder umgestürzten Bäumen, sondern ganz überwiegend an der Eisenbahninfrastruktur, wie mängelbedingten Langsamfahrstellen oder Bauarbeiten.

Wenn der zuständige Staatsminister Bernreiter hier immer wieder auf die Zuständigkeit des Bundes verweist, stimmt das natürlich. Ich darf mir aber den Hinweis erlauben, dass das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bis Dezember 2021 von vier aufeinanderfolgenden CSU-Ministern geführt wurde, die durchaus sehr viel Geld in die Straßeninfrastruktur Bayerns, gerade auch in gigantische Projekte in unserer Region, gelenkt haben. Den ÖPNV haben sie dabei leider immer links liegen lassen. Das rächt sich jetzt konkret bei uns vor Ort“, so Andreas Krahl.

Doch wie kann sich die Situation für die Fahrgäste denn mittelfristig verbessern? Dazu schreibt Staatsminister Bernreiter, dass die DB Regio AG bis Dezember 2024 an einer Vereinheitlichung der Flotte im Werdenfels arbeite. Seit Ende 2022 verfügen die eingesetzten Triebwagen nämlich nicht mehr über einen einheitlichen Softwarestand, wodurch der Verkehr von und nach Österreich gebrochen werden muss, was zusätzliche Umstiege und Kurzwenden bedeutet, die das System zusätzlich belasten.

„Mir fehlt das Verständnis, wenn zu den bereits genannten drastischen Problemen auf dieser wichtigen Strecke auch noch ein Softwareproblem on top kommt, dessen Lösung ganze zwei Jahre dauert“, wundert sich Andreas Krahl.

Immer wieder beklagen Fahrgäste außerdem, dass sie bei Ausfällen oder Verspätungen gar nicht oder erst sehr spät informiert werden und nur sehr schwer an Informationen über ihre Anschlüsse kommen. Es gibt zwar Echtzeitdaten in den Zügen, aber sowohl die Informationsmonitore als auch die Lautsprecherdurchsagen an den Bahnhöfen werden nach wie vor oft noch manuell bedient und verfügen nicht über eine Schnittstelle zum DB-Navigator oder zum DB-Streckenagent.

Zur Lösung dieses Problems verweist Christian Bernreiter auf die MoBy-App des Freistaates.

„Dass die MoBy-App die Möglichkeit einer Anschlussvormeldung bietet und Verbindungsschwierigkeiten auflistet, ist ja eine tolle Geschichte, nur leider haben Menschen ohne Smartphone oder ohne Internetverbindung davon gar nichts. Gerade viele ältere Menschen sind davon ebenso ausgeschlossen wie alle, die sich eine zuverlässige Netzabdeckung auch in den Regionalbahnen wünschen“, sagt Krahl.

Andreas Krahl resümiert: „Alles in allem zeigt die Beantwortung der schriftlichen Anfrage leider wieder einmal, dass Bayern in Sachen ÖPNV außerhalb der Ballungszentren abgehängt ist und wohl auch noch eine ganze Weile bleibt. Hier fließen Unsummen in Prestigeobjekte in der Landeshauptstadt, während wir in Garmisch, Murnau oder Weilheim wohl weiterhin viel Lebenszeit an Bahnsteigen verbringen müssen.

Die vielen Menschen, die in ganz Bayern und auch bei uns an der Werdenfelsstrecke Tag für Tag an den Bahnhöfen stehen sind längst weiter als unsere Staatsregierung. Sie wissen, dass wir die Mobilitätswende brauchen. Als Beitrag zum Klimaschutz und um nicht in Blechlawinen zu ertrinken.

Statt also das Gendern zu verbieten oder sich die Rückkehr zur Atomkraft ins Wahlprogramm zu schreiben, könnte die CSU zur Abwechslung ja mal die Zukunft gestalten und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Gigantische Straßen und riesige Tunnel haben wir hier inzwischen wirklich genug. Jetzt gehört der Ausbau der Bahnstrecken ganz oben auf die Agenda. Bei uns ganz konkret: der zweigleisige Ausbau der Werdenfelsbahn zwischen Tutzing und Weilheim und zwischen Uffing und Murnau.“

Die Schriftliche Anfrage finden Sie hier

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